Meine Geschichte von Flucht und Ankunft
von Redaktion

Meine Geschichte von Flucht und Ankunft

Ich komme aus Guinea. Das ist ein Land mitten in Afrika. Meine Eltern hatten einen Unfall und sind sehr früh gestorben. Ich bin bei meinem Onkel aufgewachsen. Der hat mich aber nicht gut behandelt. Also bin ich mit 13 Jahren im Jahr 2015 von zu Hause weggelaufen. Mein Ziel war Europa. Erst in die Hauptstadt Conakry. Von da aus bin ich in einem Auto nach Mali gefahren. Hier habe ich erst ein bisschen gearbeitet. Ich musste Geld verdienen. Für einen Transport auf einem LKW nach Algerien, zusammen mit anderen Flüchtlingen. Hier ging es erst einmal nicht weiter.

Eines Tages habe ich mich dann mit zwei anderen Flüchtlingen heimlich in der Ladung von einem LKW versteckt. Der ist bis nach Marokko gefahren. In Marokko gibt es am Meer eine kleine Stadt. Sie heißt Ceuta und gehört zu Spanien. Obwohl Marokko auf dem afrikanischen Kontinent liegt. Ceuta war mein Ziel, weil es zu Europa gehört. Das Problem ist, dass man da nicht einfach reingehen kann. Denn Ceuta ist von einem 7 Meter hohen Zaun gesichert. Trotzdem versuchen es immer wieder Flüchtlinge, über den Zaun klettern. Das ist sehr gefährlich und man kann sich verletzen. Ich habe drei Monate im Wald vor Ceuta verbracht. Dann habe ich mir Nägel an meine Schuhe gemacht, damit ich besser klettern kann.


Eines Tages habe ich es versucht und tatsächlich geschafft. Ich bin drüber geklettert und war in Europa. Aber ich war erst mal 3 Monate im Lager. Danach wurde ich mit ein paar anderen mit einem Schiff nach Spanien gebracht. Hier habe ich nach 2 Monaten jemandem Geld gegeben, damit er mich bis zur Grenze nach Frankreich bringt. Dort sind wir heimlich über eine Brücke an einem Grenzfluss. Von hier sind wir mit der Bahn bis nach Paris gefahren. Ich habe mich auf der Toilette versteckt. Zum Glück hat mich keiner gesehen. Aber ich hatte kein Geld für die Bahn. Dann habe ich jemanden bezahlt, der mich bis nach Belgien gebracht hat. Von Brüssel aus bin ich dann mit dem Zug bis nach Köln gefahren. Das hat 17 € gekostet. Das war 2017.

Meine Flucht hat insgesamt drei Jahre gedauert. In Köln hatte ich endlich eine Unterkunft und konnte schnell eine Schule besuchen. Und einen Fußballverein, für den ich spielen konnte. Zu meinen Freunden, die ich auf meiner Flucht kennen gelernt habe, habe ich mit Facebook noch Kontakt. Das Problem war mein Stottern. Ich habe immer schon gestottert, auch in Guinea.

Zum Glück habe ich die Stottertherapie in Bonn gemacht. Ich kann jetzt viel besser sprechen. Und auch besser Deutsch lernen. Auch die Schule hier hat mir geholfen, die Aufgaben besser zu verstehen. Jetzt habe ich meinen Hauptschulabschluss geschafft. Und nach den Ferien am 1.8.2021 fange ich eine Lehre an, als Heizungs- und Sanitärinstallateur in Köln. Dann verdiene ich endlich selbst mein Geld. Später möchte ich gerne heiraten. Zu meiner Familie in Guinea habe ich nie wieder Kontakt gehabt.

Michael, 19 Jahre,  Berufsschule

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